14. Tag = Basseterre auf St. Kitts and Nevils

Ein fröhliches Guten Morgen schallt es mir in der morgendlichen Burger-Bar auf Deck 11 entgegen, wenn ich mit meinem LapTop um die Ecke kommen und mich an meinen Stammplatz setze. Es sind Morgens ja immer die selben netten „Pappenheimer“, die sich den ersten Kaffee gönnen. Man ist mittlerweile aneinander gewöhnt – ein schönes Gefühl finde ich.

Wir sind auf der ersten Karibik-Insel in St- Kitts and Nevis angekommen. Unser Kapitän und der Hafenlotse tasten sich wie immer ruhig und besonnen an die Mole an und dann sind wir schon fest.

Erster Blick auf die Karibik Anklauf auf Basseterre auf St. Kitts

Wollt ihr eine Kataloggeschichte hören oder die Wahrheit?

Die Kataloggeschichte berichtet von einem einmaligen Erlebnis der tollsten Art, mit einer alten Bahn gemütlich über die Insel St. Kitts zu tuckern. Anbei das (wie alle Bilder im Blogg) selbst geschossene Foto von der Abfahrt

Der SugarTrain fährt ab

Die Wahrheit lautet, dass es sich um eine über 100 Jahre alte Zugstrecke handelt. Eine 80 cm Schmalspurbahn mit einer total zerflederten  Diesel-Lok und wohl vor 50 Jahren umgebauten Waggons mit Freiluft Etage, dessen Waggons derartig schwanken, dass die Leute teilweise geschrien haben, weil sie dachten, der Kipppunkt sei überschritten.

So ein Zug im Phantasialand würde vom TÜV Rheinland sofort stillgelegt werden.

Anderthalb Stunden rütteln, schütteln und schwanken, so dass einem Seekrank wird, auch weil man seitlich einer langen Bank sitzt und nicht in Fahrtrichtung auf einzelnen Sitzen.

Absolut primitiv das Teil und eigentlich weltweiten Touristen nicht gar nicht zu zumuten.
Das kann man auch mit Reggae Musik nicht übertünchen. Diese Veranstaltung ist schlicht fahrlässig.

Der SugarTrain bietet eine Zugfahrt, bei der es eigentlich nichts zu gucken gibt, außer links das Meer und rechts die Berge in Wolken gehüllt und ansonsten verrottete Häuser und verschrottete Autos. Absolut unspektakulär.SugarTrain am Meer entlang

Um das Ganze zu übertünchen wird dauernd Rum-Maische ausgeschenkt, was insbesondere unsere Rentner sehr in Schwung brachte. Dann tauchten wildgeschmückte Tänzer auf, deren Bedeutung für die Karibik mir unerschlossen blieb. Man schunkelte und johlte den Tänzern zu wie im Karneval in Marne.

Karibische Tänzer im SugarTrain

Ich warte auf den Tag, in dem ich lesen kann, dass ein Waggon des Sugar-Train verunglückt ist.

Denn so wie es aussieht, kassiert man 50,-€ von den 129 €, die die Tour per pro Person kostet (29,-€ für den Bus und 50,-€ für AIDA) und fährt mit 200 Personen zweimal am Tag = 200*2*50= 20.000,-€ am Tag ein und das sind bei 7 Tagen 140.000,-€ und in 30 Tagen 600.000,-€ und im Jahr 7.200.000,-€.

Wem gehört eigentlich dieser „Sugar-Train“? Bedeutet „Sugar“ Geldmaschine? In Wikipedia lese ich: „The privately owned St. Kitts Scenic Railway commenced running tourist trains on 28 January 2003. The scheme is run in an unusual partnership between the government and a private enterprise.“

Seit Januar 2003 bis heute sind 21 Jahre mal 7 Millionen pro Jahr = 147.000.000,-€ eingenommen und kaum einen Cent investiert? Das ist eine bessere Marge als jedes voll beladene Zuckerrohr-Schiff!

Warum man da nicht einen einzigen Cent in die Sicherheit dieser Passagiere und den Erhalt dieser Geldmaschine investiert ist mir ein karibisches Rätsel. Sowie einmal in der Zeitung steht „Suggar-Train verunglückt: Tote und Verletzte“ ist doch sofort Schluss mit diesem Goldesel.

Aber so ist es überall in der Welt: Gewinne privatisieren und Probleme auf die Gesellschaft abwälzen = sozialisieren.

Man kann doch für 7,2 Millionen Euro im Jahr doch auch technisch einwandfreie Geisterbahnen bauen, die nicht täglich Leib und Leben der Passagiere riskieren? Könnte man. Muss man aber nicht. Geht doch!

Der Sugar-Train IST eine „once in the lifetime“ Attraktion. Aber ein zweites Mal kommt der Zug  für mich nicht in Frage. Empfehlen kann ich die Tour leider nicht.

Wir gehen zurück zum Schiff nicht ohne einen Kühlschrankmagneten von St. Kitts zu kaufen und gehen lecker essen im Bella Donna Restaurant und beruhigen uns erst einmal bei einer Flasche Wein.

AIDAmar in St. Kitts mit Poller

Nun könnt ihr mich Spielverderber nennen, aber das geht nicht mehr lange gut. Der Krug geht halt so lange zum Wasser, bis er bricht. Sorry.

Um 19:00 Uhr heisst es: Alle Passagiere an Bord und um 19:30 Uhr legt Kapitän Pannzek ebenso vorsichtig wie wir angekommen sind wieder ab und fahren dem dunklen Horizont entgegen.

Abschied aus Basseterre St. Kitt

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