15 Tag = Guadelupe

Ein neuer Tag = eine neue karibische Insel.

Heute ist es die „französische“ Karibik-Insel Guardelupe, die von oben fast so aussieht wie ein Schmetterling. Guadeloupe hat eine Fläche von 1.702 km² und besteht aus mehreren Inselgruppen aus insgesamt über 50 Inseln.

Die AIDAmar darf zuerst an den Pier von Pointe-a-Pitre, dann folgt wieder die „Ruby Princess“. Wie uns später erklärt wird, passt immer nur ein Schiff durch die schmale Einfahrt in den Hafen. Das war auch von strategischem Vorteil, als die Karibikinseln von den Europäern überfallen und unterjocht wurden.

Stadtstrand auf Guadelupe

Kolumbus erreichte die Insel als erster Europäer auf der Hinfahrt seiner zweiten Reise am 4. November 1493. Er nannte die Insel Guadalupe nach dem spanischen Wallfahrtsort Nuestra Señora de Guadalupe, da er den Mönchen dort versprochen hatte, eine Insel so zu benennen.

Die Insel war aber für Kolumbus uninteressant, weil er auf der direkten Suche nach Gold war, dass er auf einer seiner späteren Reisenden Südamerika fand. Er frischte auf Guadeloupe nur seine Vorräte auf und segelte dann weiter. Die Gier nach Gold war einfach zu groß. Gold ließ sich einfach transportieren und in Europa schnell zu Geld machen.

Doch die Kolonialmächte ließen nicht lange auf sich warten und als Erstes kamen 1635 die Franzosen. Die hatte nichts Besseres zu tun, als als erste Amtshandlung die gesamten Ureinwohner durch Versklavung auszurotten, um das Land mal so „richtig“ in Besitz  nehmen zu können.

Dann nun Arbeitskräfte fehlten, wurden ab dem Jahre 1524 die ersten schwarzen Sklaven auch nach Guadeloupe transportiert, um dort auf den Plantagen der eingewanderten Europäer zu arbeiten. Auf so ein Sklavenschiff passten 600 Sklaven und man brachte 30.000 Sklaven nach Guadelupe.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen der schwarzen Sklaven waren so grausam, dass sogar französische Kolonialbeamte Ludwig XV. (1710-1774) um ein Gesetzbuch baten, das den schlimmsten Missständen abhelfen sollten. Dieser „Code Noir“ gab der Situation der Betroffenen zwar einen rechtsmäßigen Namen, verbesserte die Lage der Entrechteten aber nicht wirklich.

Erst nach der Französischen Revolution und mit dem Aufstand in Haiti endete die französische Großmacht auf den Antillen und mit dem Wahlspruch: Liberté, Égalité, Fraternité wurde auch der Sklavenstatus abgeschafft.

Zusätzlich wurden alle Einwohnern, also insbesondere den 96% Sklaven der Katholizismus aufgezwungen und überall Kirchen erbaut, Wir besuchen die Kathedrale Notre-Dame-de-Guadeloupe, die mehrfach aufgebaut und nach einem Hurrikan im Jahr 1825 bis 1830 von dem deutsch/französischen Architekten Jakob Ignaz Hittorff geboren am 20. August 1792 in Köln und gestorben am 25. März 1867 in Paris konstruiert und in Paris komplett vorgefertigt und per Segelboot nach Guadelupe verschifft und hier aufgebaut. Eine Mega-Leistung zu der Zeit! Kathedrale Notre-Dame-de-Guadeloupe

Mittlerweile fühlten sich aber die mehrheitlich schwarze = afrikanische Einwohner vom Flachland-Guadelupe durch die erzwungene Sprache und das Essen und die Gesetze als Franzosen und wurden schon 1946 nach Ende des 2. Weltkrieges zur einer französischen Departement und deshalb ist das heute Europa und hier wird auch mit Euro bezahlt. Guadeloupe gehört jedoch nicht zur Umsatzsteuer-Union der EU und auch nicht zum Schengen-Raum.

Wie uns unser TukTuk Fahrer Bertrand erklärte, ist er erst die vierte freue Generation, denn sein Ur-Ur-Ur-Grossvater war noch versklavt.

Guadeloupe hat sich seitdem total verändert: grosse Industriehäfen wurden entwickelt, Raffinerien gebaut und Guadeloupe wurde zum Hauthafen für viele karibische Inseln.

Aktuell beträgt der Tourismus nur 25 % des Bruttosozialproduktes und soll noch weiter ausgebaut werden. Doch der weltweite Tourismus ist ein sehr grosser Konkurrent.

Während es z.B. in Dubai, in Ägypten, in der Türkei und auf den Kanaren keine Hurrican- Saison gibt, ist die Karibik eigentlich ständig dieser Gefahr ausgesetzt. Hurrikan „Katrina“ raste 2005 über die Karibik und 2020.

Klimaforscher sehen die globale Erwärmung als Grund dafür an, dass Hurrikane so stark werden können, sich so rapide intensivierten und so viel Regen bringen. Insgesamt höhere Ozeantemperaturen führen tendenziell zu stärkeren Stürmen und schnelleren Intensivierungen.

In der Hauptstadt Pointe-a-Pitre fahren wir mit dem TukTuk durch einen Teil der Innenstadt und sehen, wie in Deutschland, sehr sehr viele geschlossene Geschäfte mit  heruntergelassenen Jalousien, auf denen tolle Graffiti zu sehen sind. Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, das nur wenige Menschen vom Tourismus partizipieren und die überwiegende schwarze Bevölkerung immer noch im Schatten der Lichter europäischen Investoren lebt.

Natürlich gibt es auch schwarze Polizisten/innen Ärzt:innen, Rechtsanwält:innen, Geschäftsmänner und Frauen und Politiker:innen, die selbst im europäischen Parlament vertreten sind, aber es ist wie zu Hause: die Armen bleiben arm und die Reichen werden reicher. Sorry, dass ich das so sehe.

Ich bin nur wenige Stunden in der Stadt und auf der Insel und versuche mir einen grundsätzlichen Eindruck zu machen. Ich versuche den TukTuk-Fahrer etwas auszuquetschen, keine Rummaische zu trinken und meine Augen selber weit aufzumachen.Grafitti auf Guadelupe

Direkt von Balkon der AIDA sehe ich zwei Cruise Terminals mit einem kleinen überdachten Markt davor an dem 50. Stände sind, die mehr oder minder Souvenirs verkaufen. Das davon die 395.000 Einwohner der Insel nicht leben können, das weiß ich auch.

Aber wohin sollen sich die Inseln weiter bewegen? Auch hier haben die kommunalen und landesweit agierenden Politikern darauf keine echte Antwort. So wie Deutschland zurzeit keine echten Antworten auf die echten Probleme hat oder haben will.

Ich wünsche allen Menschen Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und ein sicheres Auskommen und Abends ein Bier und ein Barbecue im Kreise seiner Liebsten am Strand von Guadelupe. Skål.

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