Wer verdient an einer Kreuzfahrt?

Hallo und hier ist er wieder Euer Peter, der viel Zeit hat und sich selber immer viele Fragen stellt. Heute die Frage: Wer verdient an einer Kreuzfahrt? Sind es die Reeder, die Mitarbeiter, die Einheimischen, die Zulieferer? Es ist ein ganzes Universum, dass an der Nabelschnur der Kreuzfahrt-Branche hängt. Schaunmernmal Die Reedereien Wir sind hier…

Hallo und hier ist er wieder Euer Peter, der viel Zeit hat und sich selber immer viele Fragen stellt. Heute die Frage: Wer verdient an einer Kreuzfahrt? Sind es die Reeder, die Mitarbeiter, die Einheimischen, die Zulieferer? Es ist ein ganzes Universum, dass an der Nabelschnur der Kreuzfahrt-Branche hängt. Schaunmernmal

Die Reedereien

Wir sind hier mit der AIDAmar unterwegs und die Verwaltung ist immer noch in Rostock beheimatet, aber das Schiff ist nach Genau Italien ausgeflaggt, um Steuern und Abgaben zu mindern und auch um andern Gesetzen zu unterliehen, z.B. um billigere Mitarbeiter einstellen zu können. Insgesamt sind die 13 AIDA Schiffe Teil der weltweit agierenden Carnival Gruppe, die aktuell KEIN Geld mit dem Kreuzfahrtgeschäft verdient. Im Winterquartal erwirtschaftete Carnival bei 102% Auslastung der Schiffe = Volllast einen operativen Gewinn von 276 Millionen Dollar und musste damit Nettozinsen von 438 Millionen Dollar bedienen (von Tilgung hat da noch Niemand gesprochen).

Durch die sogenannte „Ausflaggung“ in Billigstaaten wie Malta, Bahamas oder Liberia sparen Kreuzfahrtschiff-Konzerne jährlich hunderte Millionen Euro an Steuern. Ausflaggung meint die Registrierung des Schiffs in einem Land (bei AIDA eben Genua in Italien), das nicht zugleich der tatsächliche Heimatstaat der Schiffseigentümerin oder des Schiffseigentümers ist (Rostock in Deutschland).

Ausflaggung

Durch die Fahrt unter der „Billigflagge“ können sich die Konzerne an den niedrigen Arbeits- und Sicherheitsstandards der Billigstaaten orientieren – lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne für das Personal sind die Folge. Warum Deutschland mit Häfen wie Hamburg, Kiel, Rostock und Bremerhaven nicht in de Lage ist einen steueroptimierten Ort zu konstruieren, um die Schiffe und damit die Steuern in Deutschland zu halten ist mir ein Rätsel. Was macht Genua in Italien so attraktiv für AIDA, was man in Rostock nicht auch könnte? Aber wo kein Wille ist, ist kein Weg und der Staat ist eben kein weiser, wirtschaftlich agierender Unternehmer. Gute Idee! Machen wir auch nicht!

Die Mitarbeiter

Es sind an Bord der AIDAmar ca. 600 Mitarbeiter vom Kapitän der ca. 150.000,- US$ im Jahr verdient ganz oben auf der Brücke bis zu den Wäschereimitarbeitern ganz unten im Schiff. Unser Stewart kommt von den Philippinen, ist 20 Jahre jung und verdient als Anfänger in etwa 750,- US$ pro Monat bei 14 Stunden Arbeitstag pro Tag, 7 Tage die Woche und das Ganze 8 Monate hintereinander allerdings bei freier Kost und Logis. Und ich vermute, dass da KEINE Altersversorgung, keine Einzahlungen die deutsche oder italienische oder philippinische Rentenkasse mit enthalten ist und kein Arbeitslosengeld, kein Pflegegeld etc. mit enthalten ist. Auch wenn das wie uns unser Stewart erzählt, für Ihn ein sehr guter Job ist und er sich schon für die nächste Saison beworben hat, so ist es doch ein Leben von der Hand in den Mund. Ohne diese fleißigen Billiglöhner ohne jede Absicherung könnten sich die deutschen Rentner diese Kreuzfahrten NICHT leisten! Ich will Euch die Reise(n) nicht vermiesen, aber das sind einfach Tatsachen.

Die Zulieferer

Alle Güter an Bord der AIDA kommen aus Hamburg, Nur ganz selten nimmt die AIDAmar Lebensmittel in fremden Häfen auf. Das war gut zu merken, weil es seit 10 Tagen keine Orangen mehr gibt und seit einer Woche keine Ananas, obwohl wir ja in den Herstellungsländern dieser „Südfrüchte“ waren. Nur den in der Regel stark gepressten Abfall hat man in den fremden Häfen an „zertifizierte Entsorger“ wie es so schön im Umweltfilm im Bordfernsehen der AIDAmar heisst.

Ob deutsches Bier, französischer Käse oder japanischer Fisch – STI Freight Management aus Duisburg ist der Haupt-Zulieferer von AIDA und sorgt für Gaumenfreuden auf hoher See. Sicherheits- und Hygienebestimmungen sind dabei ebenso hoch wie der Termindruck.

Die Hamburger Firma Gebrüder Heinemann, die man auch von den Duty-Free-Shops auf Flughäfen kennt, betreibt die 3 Shops an Bord der AIDAmar.

Die Einheimischen

Bei klassischen Urlauben wird vor Ort geschlafen und gegessen und Ausflüge direkt bezahlt. Bei Kreuzfahrten findet dies alles an Bord statt – dort bleibt dann auch das Geld, von dem sonst die Wirtschaft des Urlaubslandes profitiert hätte. Zudem werden „mehr als 50 Prozent der touristischen Aktivitäten an Land an Bord von den Kreuzfahrtgesellschaften direkt verkauft“, so der Informationsdienst Tourism Watch. Die drei Ausflugs-Schalter an Bord der AIDAmar sind an Seetagen nicht ohne Grund von 9:00 . 22:00 Uhr geöffnet. Meiner ganz persönlichen Schätzung nach liegt ein Aufschlag von 50 % für AIDA auf dem tatsächlichen Preis aller Ausflüge.

Der überwiegende Teil der Gewinne bleibt somit bei den großen Reedereien und den Reiseveranstaltern. „Gewinne privatisieren, Schäden sozialisieren“, so kommentiert Buchautor Frank Herrmann diese Art der Gewinnverteilung, denn Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden trägt die Allgemeinheit.

Die besuchten Orte

Die Stadt Stavanger hat ca. 135.000 Einwohner und ist unter anderem wegen der dortigen, besonders gut erhaltenen Holzhaussiedlung ein beliebtes Touristenziel. Reedereien schätzen den nahe der Innenstadt gelegenen Hafen. Urlauber können direkt vom Deck in Stadt gehen – ein Grund, warum Stavanger immer beliebter wird. Allein in diesem Jahr rechnet man mit 250 Schiffen = bei Ø 2.500 Passagieren = 6000.000 Menschen pro Jahr. Schon jetzt liegen zu Höchstzeiten bis zu vier  Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen und 10.000 Passagiere ergießen sich in die Stadt = eigentlich fürchterlich, was man diesen kleinen Städten alles so antut. Aber wer bezahlt, der hat auch Erwartungen.

Ähnlich ergeht es Dubrovnik, denn monatlich kamen im Durchschnitt mehr als 75.000 Kreuzfahrttouristen in den Ort, der selbst gerade einmal etwas mehr als 43.000 Einwohner hat. Die Urlaubermassen, die sich bei den Landgängen durch die schmalen Gassen der historischen Altstadt schoben, gefährdeten sogar deren Status als Unesco-Welterbe.

Und wer „einmal im Leben“ zum Nordkapp reisen will, der kommt immer am Hafen von Honningsvag in Nordnorwegen nicht vorbei. Die kleine Fischereisiedlung hat nur 2484 Einwohnern, aber pro Jahr kommen zwischen 250.000 und 300.000 Touristen dort vorbei – also über hundert Mal mehr Menschen, als es Einwohner in dem Ort gibt. Das kann nicht schön sein!

Aber am schlimmsten ist es wohl in Venedig. Im beliebten historischen Teil Venedigs leben gerade einmal etwa rund 60.000 Menschen – es kommen pro Jahr als über 400 Mal mehr Touristen als die Altstadt Einwohner hat und die riesigen Kreuzfahrtschiffe fahren immer noch mitten durch den Canale Grande. Wer zahlt darf eben fahren und weil die Passagiere DAS sehen wollen UND dafür bezahlen wird das auch so bleiben.

Fazit

Das meiste Geld bleibt bei den Reedereien, die das Geld auch dringend brauchen – eigentlich noch mehr Geld brauchen, um den Betrieb, Zins und Tilgung der Schiffe bezahlen zu können. Weil aber der Wettbewerb unter den mittlerweile vielen Kreuzfahrtschiffen so groß ist und es eben nur die bekannten Reiseziele gibt und jeder Passagier im Internet die Preise sehr gut vergleichen kann und jeder (bis vielleicht auf die Bucher von Suiten) auf „sortieren nach Preis“ klickt, wird sich daran nicht sehr viel ändern. Die Kreuzfahrtbranche lebt aktuell von billigen Löhnen und billigem Treibstoff.

Mein Vorschlag: Jeder Kreuzfahrt-Passagier der an Land geht, der muss eine Hafen-Nutzungs-Gebühr bezahlen, die monatlich an ALLE registrierten Bürger der Stadt ausgeschüttet wird.

Das meint zumindest: Euer Peter!

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