AIDAs Mutter = Carnival = ein Schulden-Zombie

Der Kreuzfahrtgigant Carnival (Börsenkürzel an der NYSE: CCL), der unter anderem die Marken AIDA und Cunard betreibt, hat gestern seine Zahlen für das Winterquartal vorgelegt. Trotz eines neuen Umsatzrekordes für diesen verhältnismäßig schwächeren Zeitraum und trotz einer Auslastung von 102% schreibt das unterm Strich Unternehmen weiterhin tiefrote Zahlen.

Die 33 Milliarden Dollar (!) an Schulden und der daraus resultierende Zinslast machen den zentralen Belastungsfaktor für das Unternehmen aus.

Im Winterquartal erwirtschaftete man einen operativen Gewinn von 276 Millionen Dollar und musste damit Nettozinsen von 438 Millionen Dollar bedienen. Dass das aktuell nicht aufgeht, kann jedermann erkennen.

Noch ist das Eigenkapital positiv

Das Eigenkapital wird mit 6,6 Milliarden Dollar bemessen, während das Unternehmen an der Börse mit einer Bewertung von  21,5 Milliarden Dollar gehandelt wird. Dem realen Schuldenberg stehen vor allem Sachwerte in Höhe von 42,7 Milliarden Dollar gegenüber. Noch reichen die wohlwollenden Schätzungen der Werte der einzelnen Schiffe für ein positives Eigenkapital, aber wenn es wegen eines erneuten Virus oder eines Krieges mit Russland oder China zu einer großen Krise kommt, dann muss man davon ausgehen, dass der Marktwert der Flotte von Carnival im Ernstfall deutlich unter dieser Schätzung liegen wird, dann säße das Unternehmen wohl auf negativem Eigenkapital und müsste Insolvenz anmelden.

Exkurs Covenants

Dieser Umstand war vermutlich auch einigen Geldgebern bewusst, als sie in diversen „Covenants“ bereits die Reißleine vorbereitet, doch wohl aufgrund der enormen Nachfrage nach Kreuzfahrten und der Verluste, die aus einer Insolvenz für sie resultieren könnten, vorerst den Finger vom Abzug genommen haben. Covenants sollen bei Beginn des Kreditvertrages den bestehenden Status quo in den wirtschaftlichen/rechtlichen Verhältnissen des Schuldners während der Laufzeit zementieren. Dieser Status bildet die Geschäftsgrundlage, auf deren Basis die Kreditgewährung überhaupt für die Bank vertretbar gewesen ist. Ändert sich hieran etwas zum Nachteil der Bank, kann sie darauf mit Hilfe der vertraglich vorgesehenen Optionen (Margenerhöhung, Nachbesicherung, Kreditkündigung) angemessen reagieren. Covenants sollen also die Unternehmensleitung zwingen, die Unternehmenspolitik entsprechend den Gläubigerinteressen zu gestalten.

Das Problem ist,

dass bis 2026 7,4 Milliarden Dollar an Krediten fällig werden und neu verhandelt werden müssen. Der effektive Zins liegt derzeit bei lediglich 5,5% und damit nur 0,3% über dem einer dreimonatigen US-Staatsanleihe – äußerst gering für ein derart Schulden-gehebeltes Unternehmen. Dieser Abstand = Spread ist für Investoren sehr wichtig, denn eine IS-Staatsanleihe kann per Definition nicht ausfallen und wird IMMER bezahlt, was bei Schulden privater Unternehmen nicht der Fall ist. Die aktuell 0,3 % Aufschlag bilden das Risiko ab, um einen Anleger dazu zu bewegen nicht in festverzinsliche US-Bonds zu investieren, sondern in Kredite an Carnival.

Der Kurs der Carnival Aktiengesellschaft wird also in Zukunft sehr

A) von der weiteren Auslastung der Schiffe

B) aber vor allen Dingen von der Zins-Entwicklung

abhängig sein.

Da davon auszugehen ist, dass die FED die amerikanische Zentralbank dor Zinsen NICHT weiter erhöhen wird, ist hier der Gipfel der Zinshöhe wohl erreicht, Die FED hat zwei bis  % in drei Zinssenkungen in angerkündigt, Ich gehe aber davon aus, dass es sich um Zinsschritte mit 0,25 % handeln wird, werden die Zinsen also maximal auf 4,75% in 2024 sinken. Und wenn das Unternehmen „früher“ = z.B. vor 5 Jahren mit 1 % oder 2 % Zinsen finanziert hat, für den verdoppeln sich die Zinslast neuer Kredite.

Zwei neue Schiffe wurden bestellt

Trotz all dieser Hintergründe scheint die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat von Carnival SEHR zuversichtlich für die weitere Entwicklung der Kreuzfahrtbranche zu sein.

Bereits Mitte Februar 2024 hatte Carnival bei der Meyer-Werft ein Kreuzfahrtschiff der Excel-Klasse bestellt. Nun folgt ein weiteres. Es ist das insgesamt fünfte dieser Schiffsklasse für Carnival Cruise Line. Der Neubauauftrag ist laut Meyer-Werft vorbehaltlich der Finanzierung, die im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen werden soll – was typischerweise eine Formsache ist.

Aber eine SEHR mutiger Formsache, die erst einmal in Form gegossen werden muss. Ich gehe davon aus, dass zunächst einmal der Kaufpreis und die Lieferzeit ausgehandelt werden muss, um dann mit diesen Eckdaten das Geld am Kreditmarkt aufzunehmen.

Und jetzt hat die Carnival Cruise Line NOCH ein weiteres, großes Kreuzfahrtschiff der Excel-Klasse bei der Meyer-Werft in Papenburg bestellt. Gebaut werden soll das 6,400-Passagiere-Schiff in Papenburg. Die Auslieferung an die Reederei ist für 2028 geplant. Auch diese Bestellung erfolgt vorbehaltlich der Finanzierung.

Baukosten 1 Milliarde US$

Bau der Mardi Grass kostetet Die Baukosten beliefen sich auf etwa 950 Mio. US-Dollar und der Preis wird sich sicherlich wegen der gesteigerten Materialkosten weiter auf 1 Milliarde US$ erhöht haben. Das sind eintausend Millionen US$ = 1.000.000.000,- für ein (1) neues Kreuzfahrtschiff = für den normalen Menschenverstand = für mich unvorstellbare Beträge.

Die Geschäftsführung von Carnival muss nun Geld zu möglichst günstigen Zinsen beschaffen. Nun es gibt genug Kapital auf der Welt und insbesondere in den USA hat Carnival ja sicherlich seit vielen Jahren gute Verbindungen zu Investoren erarbeitet, denen bis heute jeder Cent an Zins- und Tilgung zurück gezahlt wurde.

Die Baby-Boomer kommen

Ich denke, dass sich auch diese Schiffe langfristig rechnen werden, da ja jetzt erst die Baby-Boomer Zug-um-Zug in Rente gehen und Zeit für kürzere oder gar längere Kreuzfahrten zu haben. Ich bin Jahrgang 1964 und damit der geburtenstärkste Jahrgang der Bundesrepublik. Im Jahr 2028 wenn das neueste Kreuzfahrtschiff von Carnival fertig gebaut ist, sind 90 % dieses geburtenstärksten Jahrganges in Rente gegangen und können mit dem Gedanken an eine Kreuzfahrt spielen.

Die Erben-Generation ist schon da

Zudem kommt nun auch die Erben-Generation auf den Markt, die den kapitalisierten Fleiß Ihrer Eltern zu Nutze machen. „Mein Vater hatte da noch ein Mehrfamilienhaus in Düsseldorf, damit konnten wir nichts anfangen, das haben wir dann verkauft…“ Also MEINEN Vater beschreibe ich hier leider nicht, aber den Satz habe ich schon beim Frühstück an Bord der AIDAmar gehört.

Ich selber halte aktuell 100 Carnival Aktien, um an den jährlichen Naturalrabatt in Form von Bordguthaben für meine Kreuzfahrt zu kommen. Das ist aber ausdrücklich KEINE Empfehlung, es mir nachzutun. Bitte fragen Sie Ihren Steuerberater, Arzt oder Apotheker. Danke.

Ich wünsche der Carnival und damit auch der AIDA Reederei weiterhin viel Erfolg!

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