Trinkgeld an Bord

Hallo liebe Freunde der weltweiten Kreuzfahrt heute gibt es ein schwieriges und kompliziertes Thema nämlich das Trinkgeld an Bord. Was ist bei verschiedenen Reedereien „Pflicht“, was wird automatisch berechnet und wer bekommt was von dem ganzen Trinkgeld ab? Trinkgelder auf Kreuzfahrten sorgen bei Passagieren regelmäßig für Unmut – vor allem, wenn Trinkgeld oder so genannte Servicegebühren ungefragt automatisch vom Bordkonto abgebucht werden. Das soll heute unser Thema sein.

AIDA

Wir haben es einfach: An Bord eines AIDA-Schiffes sind alle Trinkgelder inklusive. Hier scheinen die Gehälter in soweit ausreichend zu sein, dass der Mitarbeiter im Service davon leben kann. Auf AIDA-Kreuzfahrtschiffen ist das Trinkgeld laut  Reisebedingungen im Reisepreis inbegriffen. Am Ende der Kreuzfahrt steht aber eine Sammelbox für Trinkgelder bereit.

TUI-Cruises

Der Reisepreis bei TUI Cruises beinhaltet ausdrücklich die Trinkgelder, separate Trinkgelder werden demnach nicht erwartet. Zur Verwendung freiwillig gegebener Trinkgelder schreibt TUI Cruises „Was macht die Mein-Schiff-Crew mit dem Trinkgeld?„.

Hurtigruten sieht keine Trinkgelder an Bord vor

Hurtigruten formuliert eindeutig: Für die Postschiff-Route und die Küsten-Routen der Nordstjernen gilt: „An Bord sind Trinkgelder kein Muss“, mit dem Nachsatz, dass es den Passagieren frei steht, bei besonderer Zufriedenheit individuelle Trinkgelder zu geben. Auf den Expeditionsreisen werden dagegen 80 NOK (ca. 8 Euro) pro Passagier und Tag als Trinkgeld empfohlen.

Costa

Bei Costa ist das Trinkgeld für Kunden aus Deutschland und Österreich seit dem Winterkatalog 2017/18 im Reisepreis inklusive. Bereits ein Jahr davor hatte Costa aus rechtlichen Gründen auf freiwilliges Trinkgeld umgestellt, das zuvor obligatorisch war.

MSC

MSC verlangt eine verpflichtende Hotel-Servicegebühr, die im Gesamtreisepreis zwar enthalten, aber separat ausgewiesen wird. Dies gilt für Reisen, die ab dem 1. April 2021 gebucht wurden und ab Winter-Saison 2021/22 stattfinden.

P&O Cruises

P&O verlangt seit Mai 2019 keine Servicegebühr mehr. Bis dahin wurden das Bordkonto automatisch mit 7 britischen Pfund pro Passagier und Nacht belastet, ausgenommen sind Kinder bis einschließlich 11 Jahren. Die Trinkgeldhöhe war auf Wunsch anpassbar.

Hapag-Lloyd Cruises

Hapag-Lloyd-Cruises erklärt Trinkgelder für „nicht obligatorisch“ und stellt die „Anerkennung besonders guter Leistung jedem Gast frei“. Trinkgeld ist auf den Schiffen aber trotzdem üblich und wird gerne gesehen.

Phoenix

Die Trinkgeld-Empfehlungen für die aus Funk- und Fernsehen bekannten Phoenix-Schiffe Albatros, Amadea, Amera, Artania und Deutschland fallen ebenfalls recht günstig aus. Als Richtlinie werden 4-5 Euro pro Tag und Passagier genannt. Phoenix Reisen schlägt übrigens nur 7 Prozent Servicegebühr auf Bar-Rechnungen auf, im Gegensatz zu den sonst fast überall üblichen 15 Prozent.

Carnival Cruise Line

Carnival belastet aktuell 16 Dollar (Suiten: 18 Dollar) Trinkgeld pro Person und Nacht automatisch dem Bordkonto, Passagiere können aber jederzeit auch nachträglich Anpassungen vornehmen, aber natürlich nur Erhöhungen oder einmalige Sonderzahlungen. Von der Servicegebühr ausgenommen sind Kinder unter zwei Jahre.

Celebrity Cruises

Bei Celebrity Cruises ist in den Standard-Tarifen „always included“ das Trinkgeld bereits enthalten. Ansonsten erwartet die Reederei Trinkgelder („Payment & Gratuities“) in Höhe von 15,50 Dollar pro Tag und Person in Standardkabinen, 16 Dollar in der Concierge Class und Aqua Class sowie 19 Dollar in den Suiten.

Cunard Line

Cunard stellt klar, dass die Zahlung der empfohlenen Trinkgelder freiwillig ist und vor Ende der Reise reduziert oder auch ganz gestrichen werden können. Die empfohlenen Trinkgelder betragen 14,50 Dollar (Queen Mary 2 in den Kategorien D8-AA, Queen Victoria in den Kategorien D8-A1) und 16,50 Dollar in den anderen Kabinen-Kategorien. Cunard hat die empfohlene Trinkgeldhöhe zuletzt zum 1. April 2023 um jeweils 3 Dollar erhöht, die zuvor bei 11,50 beziehungsweise 13,50 Dollar lagen.

Disney Cruise Line

Disney erwartet Trinkgelder in konkreter Höhe, die automatisch dem Bordkonto belastet werden, aber vom Passagier nachträglich angepasst werden können. Auf einer 7-Nächte-Kreuzfahrt empfiehlt Disney Cruise Line 14,50 Dollar pro Tag und Passagier, Für Concierge-Gäste wird ein Betrag von 15,50 Dollar nahegelegt sowie 8 Dollar pro Tag und Passagier für das Concierge Lounge Team.

Holland America Line

HAL berechnet anstatt eines Trinkgeldes automatisch eine Hotelgebühr von 17 Dollar beziehungsweise für Passagiere in Suiten 19 Dollar (zuletzt erhöht zum 1. Februar 2024). HAL stellt frei, den Betrag anzupassen, wenn die Service-Qualität die Erwartungen übertrifft oder enttäuscht. Das Geld wird laut Holland America komplett als Trinkgeld an die Crew ausgezahlt.

Norwegian Cruise Line

Die Norwegian Cruise Line belastet ab 1. Januar 2023 das Bordkonto automatisch mit 20 Dollar (Haven-Suiten: 25 Dollar) Servicegebühr. Im Januar 2016 hatte NCL Trinkgelder mit dem „Premium All Inclusive“-Konzept in den Reisepreis inkludiert, dies zum 1. April 2019 aber wieder geändert. Das „All-Inklusive“ wurde dabei durch „Free at Sea“ ersetzt, Trinkgelder sind hier nicht mehr Teil des Programms und sind daher wieder extra zu bezahlen (anpassbar und stornierbar). In Hawaii fallen zusätzliche 4,275 Prozent Gebühren an. Das Trinkgeld wird laut Norwegian auf die Crew aufgeteilt.
Für Spezial-Services, beispielsweise Concierge- und Butler-Service, wird ein angemessenes Trinkgeld nahegelegt.

Oceania Cruises

Oceania stellt Trinkgeld frei, empfiehlt dann aber doch konkrete 18 Dollar pro Passagier und Nacht und bucht diesen Betrag, der sich nachträglich anpassen lässt, direkt vom Bordkonto ab. Für Suiten fallen zusätzlich 5 Dollar an. Bei der Bar-Rechnung schlägt Oceania Cruises 20 Prozent Serviceentgelt auf.

Princess Cruises nennt das Trinkgeld bei seinem herkömmlichen Namen „Gratuity“ und verlangt 16 Dollar, in Minisuiten 17 Dollar und in Suiten 18 Dollar. Die Gebühr wird als „discretionary“ bezeichnet, ist also anpassbar. Auch bei Princess kommt dieses Trinkgeld ausdrücklich der Crew zu Gute.

Plantours aus Hamburg empfiehlt 7 Euro pro Passagier und Nacht und bittet darum, dass der Betrag vom Bordkonto abgebucht wird. Das Trinkgeld wird dann intern an die Service-Crew verteilt.

Bei Poseidon Expeditions ist das Trinkgeld freiwillig, entsprechend wird es nicht automatisch vom Bordkonto abgebucht. Als Orientierung gibt die Reederei aber eine Empfehlung von 20 Dollar pro Passagier und Tag, bei Nordpol-Expditionen 24 Dollar.

Royal Caribbean International bucht das empfohlene Trinkgeld automatisch vom Bordkonto ab. Passagieren steht aber frei, den Betrag zu verändern, wenn sie mit dem Service nicht zufrieden sein sollten. Das Trinkgeld beläuft sich bei Royal Caribbean auf 16 Dollar pro Tag und Person (Suiten: 18,50 Dollar). Das Trinkgeld wird laut RCI auf die Service-Crew aufgeteilt: Kellner, Hilfskellner, Oberkellner, Suiten- beziehungsweise Kabinensteward und Housekeeping-Personal. Bei BUchung in Deutschland ist das Trinkgeld ist auf vielen Reisen bereits im Reisepreis enthalten.

Star Clippers empfiehlt ein Trinkgeld von 8 Euro pro Nacht und Passagier (3 Dollar für den Cabin Steward, 5 Dollar für den Kellner), das am Ende der Reise per Kuvert beziehungsweise bar oder per Kreditkarte beim Zahlmeister entrichtet werden kann.

Fazit

Es ist auffällig, das es einen Kulturunterschied zwischen deutschen oder europäischen Passagieren und amerikanischen Passagieren zu geben scheint. Und es kann durchaus sein, dass die Reedereien das Personal auch verschieden „einkaufen“. Wer bei AIDA 750,-€ – 1.000,- US$ pro Monat bei freier Kost und Logis bekommt, der ist nicht so sehr auf Trinkgeld angewiesen, wie ein Angestellter auf amerikanischen Kreuzfahrtschiffen, die nur 250,-US$ Grundgehalt bekommen und daher zwingend auf das Trinkgeld angewiesen sind.

Problematik

Wer direkt am Passagier arbeitet, der hat die Chance sich durch Freundlichkeit und guten Service ein paar Euronen hinzuzuverdienen, aber was ist mit den Köchen in der Küche oder den Mitarbeitern in der Wäscherei, die nie einen Passagier zu Gesicht bekommen und genau so fleißig sind?

Wie es AIDA macht

Ich habe mit der Rezeption auf der AIDAmar gesprochen und die haben mir bestätigt, das wenn man einen Umschlag mit Trinkgeld „Nur für die Wäscherei“ abgibt, dass der Umschlag dann auch in der Abteilung ankommt. Das gilt für Umschläge mit der Bezeichnung „Maschinenraum“ und „für Haus-Keeping“ und „Brücke“ etc. Nachgebohrt, gibt es in der Praxis auf der AIDAmar solche Umschläge nicht = da kommt bei der Besatzung nichts an. Mit wurde gesagt: „Am Ende der Reise wird eine Sammelbox aufgestellt, in der die Passagiere noch Geld einwerfen können.“ Ich sehe mich schon mit 2 Koffern beladen und meinem Schatz im Schlepptau mit keiner freien Hand an der Box vorbeiziehen…. So wie die Meisten anderen. Es kommen weniger als 1.000,-€ Trinkgelder für die Besatzung dort zusammen. 1.000,-€ / 609 Besatzungsmitglieder = 1,64 € pro Besatzungsmitglied. Das ist eigentlich beschämend nach einer 44 Tages-Reise. Die Rezeption sagte mir „das man sich in den Abteilungen zusammensetzt und davon zum Beispiel ein paar neue Tischtennisschläger kauft – voll basisdemokratisch“ wie mir versichert wurde.

Empfehlung

Ich habe das auf unseren Kreuzfahrten immer so gehalten: Für jeden Reisetag habe ich mir einen 5,-€ Schein zurecht gelegt und derjenige, der mir/uns an dem Tag besonders aufgefallen ist, der hat den Fünfer bekommen: mal der Kellnern mal der Steward, mal jemand anders. Ich kann mich aber als einer von Millionen Kreuzfahrt-Passagieren weder um die Höhe der Trinkgelder kümmern, noch um die Verteilung. Ich baue also auf die Verantwortung der Reedereien hier ein faires System zu installieren, bei dem auch beim geringsten Geringverdiener an Bord ein Beitrag der Passagiere ankommt.

Ähnliche Beiträge